Ein Kaffee unterwegs? Leider nicht möglich; es gab weder Strom noch Wasser.

Im Dunkeln durch die Nacht: Mit dem Hilfstransport in der Ukraine

„Kraftwerk in Charkiv ge­trof­fen“. Solche Informationen findet man fast täglich im Internet. Doch was es tat­sächlich bedeutet, davon haben wir hier nicht die geringste Vorstellung.

Wie sich die Zerstörung der Infra­struktur auf die Menschen in der Ukra­ine auswirkt, davon konnte ich mir bei meinem letzten Hilfstransport im Juli 2024 ein Bild machen. Wir fuhren Mit­te Juli und in der Ukraine waren 36 Grad Celsius im Schatten. Nachdem wir früh am Morgen Richtung pol­nisch-ukrainische Grenze unterwegs und schon nach nur drei Stunden Warte­zeit drüben waren überlegten wir, dieses Mal eine kurze Pause ein­zulegen und einen Kaffee zu trinken. Am Straßenrand sahen wir einen klei­nen Laden mit Stühlen vor der Tür. Wir hielten und schon beim Eintreten fiel auf, dass es darin sehr dunkel war. Seit Wochen gab es nur wenige Stunden am Tag, meist zwi­schen 22.00 und 24.00 Uhr, Strom. Ein Notstrom­ag­gregat sorgte für ein klein wenig Licht und hielt die Kühltruhen am Laufen. Für mehr reichte es nicht. Also kein Kaffee sondern eine Limo.

Und gleich wurde ein weiteres, mas­sives Problem für die Menschen deut­lich. In der Ukraine gibt es keine Was­sertürme wie bei uns oft, sondern die Wasserversorgung erfolgt mittels Pum­pen, wofür Strom notwendig ist. Also rieten mir die beiden Verkäufer­innen sehr intensiv davon ab, die Toilette zu benutzen. Es gab lange Zeit kein Was­ser, wodurch weder Spülung noch Rei­nigung möglich waren. Ein Problem, das für alle Menschen sehr belastend war.

Man kann es sich nicht vorstellen wie es ist, auch nur einen einzigen Tag kein Wasser zu haben: Toilettenbenutzung – schwierig, Händewaschen – nicht mög­lich, Zähneputzen – mit mitge­brachtem Mineralwasser, Geschirr­spü­len – nur alle paar Tage, Wäsche­waschen – ebenso... Natürlich versuchen die Menschen Was­ser, wenn es mal aus der Leitung kommt, irgendwie aufzufangen. Aber es kommt immer nur wenig und kurze Zeit, meist in der Nacht, und wird na­türlich zuerst zum Kochen oder für die Versorgung der Tiere benötigt.

Bevor wir in Deutschland Hilfsgüter einkaufen klären wir immer erst ab, welche Produkte in der Ukraine even­tuell billiger zu erwerben sind. Im Juli waren dies unter anderem Wasser­kanister, Feuerlöscher und Schutz­westen. Also machte ich mich mit unserer Kontaktperson in Lviv auf den Weg, diese Sachen einzukaufen.

Als wir uns auf den Heimweg machten war es schon dunkel. Und das ist wörtlich zu verstehen. Es wirkte völlig surreal durch eine Stadt, viel größer als Nürnberg zu fahren, und das ein­zige Licht stammt von den Scheinwer­fern der Autos und den Ampeln. Man mußte höllisch aufpassen, keine Fuß­gänger, Radfahrer oder Hunde anzu­fahren. Denn aufgrund der Hitze der Tage genossen die Menschen die etwas kühlere Nacht, gingen aus oder mit ihren Familien oder Hunden spa­zieren.

Nie habe ich eine Dusche mehr genos­sen als nach der Rückkehr von dieser Hilfstour. Und immer noch freue ich mich jedes Mal, wenn ich den Wasser­hahn aufdrehe und es kommt tat­sächlich Wasser raus.

Doch wir waren mitten im Sommer in der Ukraine. Die Infrastruktur wurde von der russischen Armee seitdem weiter fast täglich bombardiert. Wie wird es den Menschen im Winter gehen? Die Winter sind in der Ukraine viel kälter als bei uns und je weiter man nach Osten kommt, desto kälter wird es. Wie werden die Menschen überleben? Oder werden Menschen in ihren eiskalten, teils zerstörten Häu­sern, Kellern oder Schuppen erfrie­ren?

Ursula Pfäfflin Nefian


Wenn Sie helfen möchten:

Die Freunde der Ukraine 24, zu denen sich mehrere Ukra­ine­hilfen zusam­men­geschlos­sen haben, auch die Ukraine­hilfe Gutenstetten /Hilfstrans­porte, bringen weiterhin Hilfs­güter in das Land. Über ver­schiedene Kon­takt­personen werden sie ganz in den Osten in die umkämpften Städte und Dörfer und an die Front gelie­fert.

Wer den Menschen helfen möchte kann dies durch eine Spende auf fol­gendes Konto tun:

Stadt Höchstadt/Aisch

DE82 7635 0000 0430 0067 00

Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzo­genaurach,

Verwendungszweck:

Ukraine Hilfsgüter (bitte unbedingt angeben, da es in Höchstadt mehrere Ukraine-Hilfsgruppen gibt)

Wer eine Spendenquittung benötigt möge bitte seine Adresse auf die Überweisung schreiben, damit die Quittung zugeschickt werden kann.