© Karolin Hausner

„Patient Meer“

So ist ein Artikel in der Ökotest vom Juli 2020 überschrieben. Und obwohl mir viele Ursachen und Umfang der Meeresverschmutzung bekannt sind, habe ich doch die Augen aufgerissen, welche Aufgaben die Weltmeere und Ozeane erfüllen und wie bedroht unser Ökosystem ist. Die Ozeane sind zu warm, zu sauer, verdreckt, ausgeraubt und leergefischt

PROBLEM 1: ZU WARM
Die Ozeane produzieren den Großteil unseres Sauerstoffs. Sie schlucken im­mense Mengen an Kohlendioxid. Diese Pufferkapazität ist jedoch end­lich, laut Melanie Bergmann (AWI Bre­merhaven) sind die Ozeane krank.

Die Meerestemperatur stieg seit 1955 um mehr als 0,6 Grad. Klingt wenig, aber die Energie in Form von Wärme, wel­che wir den Meeren in den letzten 25 Jahren zugeführt haben, ent­sprä­che dem Ausmaß von 3,6 Milliarden Hiro­shima Bomben. Und die Erwärmung beschleunigt sich. Durch die Erwär­mung sinkt der Sauer­stoffanteil, dieser hat seit 1960 um mehr als 2% abge­nommen. Die Meerestiere wandern ab in kühlere Gefilde, in Richtung der Pole. Sie erkranken häufiger und ihre Bestände gehen zurück. Das Wasser dehnt sich aus, es kommt zum Anstieg des Meereswasserspiegels.

Die Forscher rund um Cheng Lijing (chin. Akademie der Wissenschaften) führen auch Wetterextreme wie Wir­bel­stürme, heftige Niederschläge und katastrophale Waldbrände auf die da­durch mit herbeigeführte Klimakrise zurück.

Die THERAPIE kann nur eine Verrin­gerung des Kohlendioxidausstoßes sein. Gesund wird der Patient Meer dadurch nicht. Auch wenn die Luft­temperatur an der Oberfläche bei unter zwei Grad stabilisiert werden kann!! wird die Meereserwärmung voran­schreiten. Tempo und Ausmaß würden jedoch abnehmen.

PROBLEM 2: ZU SAUER
Die Meere sind zu sauer! Sie schluk­ken große Mengen Kohlendioxid! (laut Helmholtz Zentrum für Polar und Mee­res­forschung) haben sie mehr als ein Viertel des vom Menschen verur­sach­ten atmosphärischen Kohlendioxids auf­genommen. Dadurch wird der PH - Wert der Meere gesenkt. Der dt. For­schungsverbund bioacid untersuchte die Folgen und kam zu dem Ergebnis, dass dies nicht nur Folgen für die Unterwasserwelt hat. Sie wirkt sich auch auf die Fähigkeit des Ozeans aus, Kohlenstoff zu speichern. "Heißt: Je mehr Kohlendioxid die Meere auf­nehmen, desto saurer werden sie und je saurer sie werden, desto weniger Kohlendioxid können sie aufnehmen". Damit ist ihre so wichtige Funktion für die Begrenzung der Klimakrise gefährdet.

Aber es kommt auch zur Verringerung der Aragonit Vorkommen. Die Folge ist der Schwund von Korallen, Muscheln, Seesternen. Die Korallenriffe nehmen ZUR HÄLFTE ab, wenn der Tempe­ra­tur Anstieg auf unrealistische 1,2 Grad Celsius beschränkt würde. Auch hier ist die THERAPIE, den Kohlendioxid­ausstoß zu verringern. Doch die The­rapie ist nur langfristig angelegt. Das Alfred Wegerecht Institut rechnet da­mit, dass die Ozeane tausende von Jahren bräuchten, sich zu rege­ne­rieren.

PROBLEM 3: VERDRECKT
a) Plastikmüll: Lediglich ein Prozent des Plastikmülls schwimmt auf der Oberfläche. Und die Plastikinsel (Gro­ßer Pazifischer Müllteppich) ist vier Mal so groß wie Deutschland! Wo sich der Rest versteckt, ist zur Zeit noch unklar, könnte sich aber vielleicht er­klären, wenn man hört, dass Tief­see­ökologin Bergmann in 5600 Metern Tiefe auf eine Konzentration von 13.000 Teilchen pro Kilogramm Mee­ressand stieß. Mehr als die Hälfte da­von in der Größe eines halben Durch­messers eines menschlichen Haares! (Mehr Informationen finden Sie im Ar­tikel von Sabine Hernandez über Mic­roplastik.

b) Nitrate: Nitrat, welches mit Dün­ge­mitteln aus der intensiven Land­wirt­schaft über die Flüsse ins Meer ge­spült wird, lässt Algen übermäßig wach­sen, wodurch der Sauerstoff­gehalt im Wasser sinkt. Es gibt soge­nannte tote Zonen, in denen es über­haupt keinen Sauerstoff mehr gibt.

c) Chemikalien und Metalle: werden von der Industrie mit ihren Abwässern in das Meer gespült genauso wie Öl­ka­tastrophen katastrophale Folgen für das Ökosystem Meer nach sich zie­hen. Chemikalien durch die Öl- und Gasförderung sowie giftige Bohr­schläm­me und ölhaltige Abwässer, auch durch die Schifffahrt, verschmut­zen das Meer und vergiften die Lebewesen im Meer. Zur THERAPIE kann neben politischen, landwirt­schaft­lichen und industriellen Verein­barungen und Gesetzen jede und je­der einzelne beitragen, beispielsweise durch Verzicht auf Kreuzfahrten/ Flü­ge/Auto wo immer es geht, korrekte Entsorgung des Mülls und der Klei­dung, die wir tragen!

PROBLEM 4: AUSGERAUBT
Erdöl und Erdgas verbrauchen wir im großen Stil. Dazu kommen Milliarden Tonnen Sand und Kies für die Her­stellung von Zement. "Damit kriegen wir aber den Hals nicht voll. Denn ganz tief unten auf dem Meeresgrund liegen noch ganz andere Bodenschätze: wertvolle Metalle wie Thallium und Nickel oder Manganknollen etwa." Darin sind enthaltenen Kobalt, Kupfer und Nickel, welche jedoch nur wenige Gramm ihres Gewichts ausmachen. Durch die "Mit"- Förderung von gewal­tigen Mengen an Sedimenten und Le­be­wesen sind die Folgen in diesen sensiblen Gebieten vollkommen unbe­re­chenbar. Die Fördererlaubnis durch die internationale Meeresboden­be­hörde (ISA) wird jedoch nicht mehr lange dauern. Befürchtete Folgen: "Le­bensraumzerstörung, Verlust von teils noch unbekannten Arten, große Sedimentwolken, die sich hunderte Kilometer durch die Meere ziehen." Notwendige Therapie wäre eigentlich ein Verbot des Raubbaus in der Tief­see. Da das unrealistisch ist, fordern Umweltschützer zumindest strenge Re­geln und 30% der Weltmeere unter Schutz zu stellen.

PROBLEM 5: LEER GEFISCHT
Bereits ein Drittel der kommerziell ge­nutzten Fischbestände gilt als über­fischt, weitere 58% als maximal ge­nutzt. Dadurch werden Ökosysteme beschädigt und wiederum anfälliger gegenüber zusätzlichen Faktoren wie die Klimaerwärmung, Überdüngung oder invasiven Arten, warnt der Fisch­e­rei Experte Dr. Philipp Kanstinget beim WWF. Wenn im schlimmsten Fall die Ökosysteme kippen, hat das gra­vie­rende Folgen für die Menschheit. Menschen sind weltweit wirtschaftlich von der Fischerei abhängig und die Meere bieten rund drei Milliarden Menschen eine lebenswichtige Ernäh­rungsgrundlage. Langlebige Arten wie der Engelshai oder der Heringshai sind aus den meisten europäischen Regio­nen verschwunden. "Da die Krankheit sehr weit fortgeschritten ist, gibt es dringenden Handlungsbedarf..... Poli­tik, Fischerei und Verbraucher sind als THERAPEUTEN gefragt." Die Politik braucht sich bei der Vergabe von Fangquoten nur an geltendes EU Recht halten!! um die Erholung der Fischbestände zu ermöglichen.Schäd­liche globale Fischereisubvention müs­sen verboten werden. So soll­te sich die Fischerei selbst in der Ver­antwortung sehen und sich be­gren­zen. Sie muss ein ureigenes Interesse haben, das Bestände nicht verschwin­den.

Zum Schluss: was können wir selbst tun um die Meere zu retten? "Welches Obst wir essen, wohin und wie wir reisen, ob wir Auto fahren, welche Klei­dung wir tragen - all diese per­sönlichen Entscheidungen haben Aus­wirkungen auf die Meere."

Dazu 5 Tips:
Tschüss (Rind)Fleisch, Bye, Bye Kreuz­fahrt/Flug, Plastikverbrauch re­du­zieren und vernünftig entsorgen, Mikroplastik und lösliche Kunststoffe vermeiden (Fleecejacken, wenn man sie schon besitzt, so selten wie möglich waschen), Naturkosmetik und naturverträgliche Waschmittel verwen­den, Bio kaufen, da Pestizide und Dün­ger ein großes Problem vor allem für die Küstenregionen darstellen. Mee­res­schutzorganisationen unterstützen (z.B. WWF, Greenpeace). Immerhin KARPFEN GEHT!

Mir ist bewusst, dass das Umstellen der eigenen Lebensgewohnheiten nicht einfach ist und teils auch eine Sache des Geldbeutels. Aber fangen wir an!!! Es ist unsere Zukunft und vor allem die unserer Kinder.

Mit herzlichen Grüßen Petra Langguth

Fotos: Karolin Hausner