Stadtentwicklung muss neu gedacht werden
Knackpunkte liegen beim Wohnen, regionalen Wirtschaftskreisläufen und Angeboten für junge Menschen
Am vergangen Montag lud der Ortsverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bad Windsheim zu einem Themenabend ins Schützenheim ein. Gemeinsam mit Barbara Fuchs, Mitglied des Bayerischen Landtags und wirtschaftspolitische Sprecherin sowie Mittelstandsbeauftragte der Grünen Landtagsfraktion und André Höftmann, dem Direktkandidaten für die Landtagswahl im Landkreis Neustadt a. d. Aisch – Bad Windsheim, wurde sich den Fragen gestellt: Wie können wir Bad Windsheim bewusst stärken? Was braucht es heute für eine starke und nachhaltige Wirtschaft in Bayern sowie eine Stadtentwicklung mit Zukunft?
Die Liste an Herausforderungen für kleine Städte im ländlichen Raum und deren Wirtschaft ist lang: Hohe Energiekosten und Klimawandel, Fachkräftemangel im Handwerk, Leerstände in der Innenstadt, gleichzeitig immer mehr Onlinehandel. In Bad Windsheim, stellte die Runde aus etwa 25 Interessierten fest, komme noch der schlechte Wohnungsmarkt und fehlende Angebote für junge Menschen zwischen 15 – 25 Jahren hinzu. Dabei wäre doch gerade die nächste Generation für die Zukunft der Stadt entscheidend. Wie also die Stadt attraktiv entwickeln? Barbara Fuchs hat einen 10-Punkte Plan für ländliche Innenstädte und Dorfzentren in Bayern im Gepäck: „Wir wollen Begegnungszonen für alle Menschen schaffen, die zum Verweilen einladen. Kunst und Kultur bilden dabei neben vielfältiger Gastronomie und innovativem Einzelhandel die zentralen Pfeiler lebendiger Altstädte. “
Bei vielen der Ansatzpunkte fällt auf: Auch wenn es noch Luft nach oben gibt, Bad Windsheim ist auf einem guten Weg - zum Beispiel was die kreative Zwischennutzung von Leerständen mit der Husarengasse 1 angeht, beim Thema regionaler Wochenmarkt oder auch beim Punkt Gebrauchtwarenhaus in Zentrumsnähe. Ein Lichtblick für die Innenstadt findet sich im Antrag der Grünen Stadtratsfraktion für die Beauftragung eines Kommunalen Denkmalkonzept für Bad Windsheim, mit dem denkmalverträgliche Lösungen zur Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auch in der Altstadt endlich ermöglicht werden sollen. An anderer Stelle gestaltet sich das Ganze schwieriger: Der Versuch, einen kostenlosen Online-Marktplatz für den Einzelhandel im Landkreis zu etablieren, ist bislang an mangelnder Nachfrager seitens der Händler gescheitert. Dabei würde dieses Angebot gerade auch in Kombination mit regionalen Bringdiensten, Leihsystemen und Nachbarschaftshilfen ein schlagkräftiges Gegengewicht zum boomenden Onlinehandel bieten.
André Höftmann beschäftigte sich im zweiten Teil des Vortrags mit der Bedeutung regionaler Wirtschaftskreisläufe und nachhaltigem Tourismus. So wurden beispielsweise das Potenzial von Genossenschaftsmodellen, regionalen Gutscheinsystemen wie dem Nea-Taler aber auch einer Landesstrategie für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zur Unterstützung von kleinen und mittelständischen Betrieben durch regionale Wertschöpfungsnetzwerke hervorgehoben. Viele der angesprochenen Bausteine werden durch Projekt ‚badwindsheimbewusst‘ miteinander verbunden, welches im Anschluss von Initiatorin Annemarie Bruckert vorgestellt wurde.
Im Anschluss gab es noch viel Raum für Diskussion, Ideenaustausch und auch Dampf „über viele verschenkte Jahre“ in Punkto Klimaschutz, sozialer Wohnungsbau und Digitalisierung in der kommunalen Verwaltung wurde abgelassen – zum Teil konnte es der ein oder andere Interessierte gar nicht bis zum Vortragsende abwarten. Die Dringlichkeit, mit der die Probleme unserer Zeit endlich entschlossen angepackt werden müssten, betont abschließend auch André Höftmann: „Das Zeitfenster schließt sich – es gilt jetzt, die richtige Richtung einzuschlagen. Wir GRÜNE wollen Liegengelassenes endlich angehen, die Menschen wieder zusammenbringen und Bayern mit klarem Kompass modernisieren, damit es lebenswert und erfolgreich bleibt. Darüber reden, das ist das eine – ins Machen kommen, darauf kommt es an. Und deshalb will ich mich ab Oktober für nachhaltige Wirtschaft und den ländlichen Raum im Landtag stark machen”.
Annemarie Bruckert