Dazu gehören auch Fahrten von und nach Uffenheim - Barrierefreiheit am Bahnhof?
Zugegeben: Barriere-Freiheit hat nur sehr bedingt etwas mit der Abwesenheit von Stufen zu tun und bleibt letztlich immer nur ein Ideal. Kein Ideal, sondern ein klarer gesellschaftlicher und gesetzlicher Auftrag ist es, Barrieren für Menschen mit Behinderung so weit wie möglich bei Neu- und Umbauten zu reduzieren, dass eine faire, weitgehende Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. So sieht es die Grüne Stadträtin Ruth Halbritter die darauf hinweist, dass dazu auch Zugfahrten von und nach Uffenheim gehören.
Für ca. 8,4 Mio Euro wurde die Bahnhofsanlagen grundlegend umgebaut. Damit war auch gesetzlich geboten, dass der Umbau Rollstuhlfahrern, alten Menschen und Müttern mit Kinderwägen gerecht wird. Dem ist aber nicht so, war auch nie so geplant. Das bestätigen sechs gelbe Warnschilder an den Rampen des neuen Bahnhofs, die das Symbol für Rollstuhlfahrer rot durchgestrichen zeigen und im Text klar darauf hinweisen: „Für Rollstuhlfahrer nicht geeignet“. Das ist auch gut so, denn die Rampen sind viel zu steil und zu gefährlich für Rollstuhlfahrer.
Für Stadträtin Halbritter stellt sich die Frage, warum in Uffenheim nicht das möglich ist, was in andern Kommunen selbstverständlich scheint. Der 2. Bürgermeister Schuch kennt die Antwort. Es würden weniger als 1000 Fahrgäste pro Tag ein- und aussteigen und deshalb würde die Bahn keine Lifte einbauen. Der grüne Bundestagsabgeordnete Kekeritz findet das merkwürdig, da ein Bürgermeister doch die Interessen der Stadt Uffenheim und seinen Bürgern und Bürgerinnen vertreten sollte und nicht eine unsägliche Regelung der Bahn. Stadtrat Geißendörfer kennt eine andere Antwort. Man hätte ja keinen Platz gehabt, um anders zu bauen. Eine Besichtigung des Bahnhofs vor Ort hätte wohl zu einer anderen Einschätzung geführt. Ganz Schlaue wissen sogar, dass der Bahnhof auch geschlossen hätte werden können. Aber auch das sei blanker Unsinn, führt Kekeritz aus.
Wären die Rampen nach gesetzlichen Vorschriften gebaut worden, wären sie sehr lang und sehr teuer geworden. Auch deshalb hätte Ruth Halbritter es begrüßt, wenn das umgesetzt worden wäre, was jetzt in Oberdachstetten ohne Probleme geht: Treppe-Tunnel-Treppe in Verbindung mit zwei Aufzügen. Die Folgekosten der Aufzüge wären durch den Verzicht der Rampen und deren Überdachung sicher für die nächsten 20 Jahre gedeckt gewesen. Heute müssen sich die Bürger anhören, dass man den Aufzug nachträglich einrichten könnte. Die Besichtigung der Anlage führt aber zu einem anderen Ergebnis: Es gibt keine Vorkehrungen für den nachträglichen Einbau von Aufzügen. Niemand hat also den nachträglichen Einbau vor. Er wäre mit einem aufwendigen Umbau der neu errichteten Bahnsteige und des Tunnels verbunden und extrem teuer.
In Anbetracht der Faktenlage scheint es mehr als verwunderlich, dass auch einige Stadträte und MdL Herold sich in Dankesbekundungen übertreffen. Sie sollten wissen, so Kekeritz, dass auch wir Uffenheimer Steuerzahler und Bürger des Staates sind und selbstverständlich Anspruch auf Leistungen von Bahn und Staat haben. Kekeritz fordert den 2. Bürgermeister Schuch auf, Rollstuhlfahrer und alte Menschen zu fragen, ob sie den neuen Bahnhof auch als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk sehen. Er bezweifelt das und betont, dass Stadtratspolitik kein Reparaturbetrieb ist, sondern in die Zukunft schauen muss. In 30 Jahren werden in Deutschland über 10 Mio Menschen leben, die älter als 80 Jahre sind. Diese Entwicklung geht an Uffenheim nicht vorbei. Bisher nimmt der Stadtrat diese Zukunftsverantwortung nicht wahr.