Fraktion vor Ort: Gartenbau im Landkreis
Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat sich bei einer Betriebsbesichtigung des Gartenbaubetriebes Klein in Appenfelden /Oberscheinfeld über die Betriebsabläufe, den Energie- und Wasserbedarf sowie über die Personalsituation informiert (https://gartenbauklein.de/).
Der Gesamtbetriebe besteht aus zwei Teilen: einmal dem alten Betrieb – Betrieb 1 – im Ort selbst und dem seit 1999 bestehenden außerhalb des Ortes angesiedelten Betrieb 2. Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das v. a. Zierpflanzen, z. B. Weihnachststerne, Alpenveilchen, Geranien usw. produziert und nahezu in ganz Süddeutschland an lokale Gärtnereien aber auch größere Gartencenter und Märkte geliefert. Stecklinge werden z. T. in Kenia und Tansania in ausgewählten fair wirtschaftenden Betrieben eingekauft. In Oberscheinfeld werden sie gesteckt und mehrfach umgetopft. Die dazu nötige Wärme wird für die großen, überraschend hohen – und damit verbundenem hohen Lüftungsvolumen und sehr guter Luftzirkulation – Gewächshäuser mit Hilfe zweier Blockheizkraftwerke (je 330kWel, 330kWth) erzeugt. Das BHKW im Betrieb 1 wird übrigens mit Biogas aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage betrieben. Dafür steht ein 170000l Warmwasserspeicher, der auf bis zu 80 °C hochgeheizt wird, zur Verfügung. 30% des benötigten Stroms wird erzeugt über eben diese BHKW sowie über eine 162 kWp große PV-Anlage, deren transparente Module sich auf dem Glasdach der Gewächshäuser befinden. Das auf der Gesamtfläche von 22000m² fallende Regenwasser wird in einem 6000m³ großen Becken aufgefangen und für die Bewässerung der Pflanzen von unten verwendet. Von den Pflanzen nicht verwendetes Wasser wird wieder gesammelt und je nach Anteil der im Wasser enthaltenen Substanzen auf verschiedene Tanks aufgeteilt und den Pflanzen – je nach Bedarf – im Ebbe-Flut-System neu zugeführt. Dadurch wird verhindert, dass mit Nährstoffen belastetes Wasser in das Grundwasser gelangt. Den Bedarf an Wasser und die jeweils nötige Mischung mit Nährstoffen ermittelt ein Computer, ebenfalls ein Herzstück der Anlage. Der Computer errechnet auch die benötigte Temperatur für die Innenraumluft und sorgt dafür, dass das heiße Wasser aus dem Wasserspeicher in der richtigen Temperatur den Pflanzen sowie dem Inneren des Gewächshauses zugeführt wird. Für die Temperaturregelung und insbesondere auch gegen Überhitzung durch die Sonneneinstrahlung sorgen beschichtete Folien, die bei Bedarf vollautomatisch aufgespannt werden.
Ziel des Betriebsleiters ist es auch, bei Pflanzenschutz und Düngung möglichst wegzukommen von Chemie und verstärkt auch Nützlinge bei der Schädlingsbekämpfung einzusetzen.
Die Wannen einer Rollmobiltischanlage, in denen die eingetopften Pflanzen gezogen werden lassen sich ohne großen Kraftaufwand bewegen, das Umtopfen in größere Töpfe erfolgt fast vollkommen automatisiert. Ziel der Betriebsleiter ist es, das Material für die Töpfe umzustellen auf nachwachsende Rohstoffe, was allerdings sehr hohe Kosten und damit Wettbewerbsnachteile zur Folge hätte.
In dem nach GLOBAL G.A.P. und GRASP zertifizierten Betrieb arbeiten im Übrigen 23 fest Angestellte und zu Zeiten des Spitzenbedarfs weitere 18 Personen.